Geschichtlicher Abriss des Kloster Reichensteins

I Gründung

Die Gründung des Klosters Reichenstein ist zwischen den Jahren 1130 und 1137 durch den Herzog Walram II (Paganus) von Limburg und seiner Gemahlin Jutta der Tochter des Grafen Gerard von Geldern und Wassenberg durch Umwandlung der früheren limburgischen Burg Richwinstein

II benediktinisches Doppelkloster für Mönche und Nonnen, später als Kloster des Prämonstratenserordens 1130- 1137

in ein Doppelkloster für Mönche und Nonnen erfolgt, zunächst als Benediktinerkloster, das sich später der benediktinischen Reformbewegung der Prämonstratenser angeschlossen hat. Diese vermutlich im 11. Jahrhundert gebaute Burg im sogenannten "Waldgeleit" des Konzener Königshofes war der Versuch der limburgischen Grafen, deren Residenz nördlich des Venns in der Nähe des heutigen Eupens auf einem Felssporn an der Weser bei Dolhain lag, ihr Gebiet nach Süden in die Eifel / Ardennen auszudehnen. Die Limburger erbauten stattdessen anfangs des 12. Jahrhunderts eine neue Burg 5 km flussabwärts an der Rur und nannten sie "Monte Jovis" - Mont Joie . Der Grund war die Absicherung ihres neuen Territoriums südlich des Königshofes "Compendium", dem heutigen Konzen. Neben anderen Schenkungen z.B. in Kuchenheim bei Euskirchen erhielt das Kloster auch solche in Opgeleen nahe Sittard durch das limburgische Herrscherhaus.

III Umwandlung in einen Nonnenkloster des Prämonstratenserorden ca 1220 -1250

Dieses erste Kloster ist in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in ein Nonnenkloster des gleichen Ordens umgewandelt wurde. Die ersten vier Nonnen kamen aus dem Stift Heinsberg unter der Meisterin Irmgardis und der geistlichen Leitung eines Prämonstratensermönches der Abtei Steinfeld, dem das Kloster unterstellt war. Das Kloster war der Muttergottes und den beiden Aposteln Bartholomäus und Laurentius geweiht und war u. a. auch als Herberge für die zahlreichen Pilger an der viel bereisten Straße Aachen - Trier gedacht. Nach manchen Streitigkeiten mit dem Kloster Steinfeld, die dazu führten, dass zwischen 1373 - 1426 der Kölner Erzbischof der Abtei Steinfeld die Leitung des Klosters Reichensteins entzog, geriet das Nonnenkloster im 15. Jahrhundert infolge kriegerischer Auseinandersetzungen und Zerstörungen (1470 wurde das Kloster von Jülichen Truppen in Brand gesetzt) immer mehr in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Hinzu kam außerdem ein Verfall der Klosterdisziplin. Nach manchen Streitigkeiten mit dem Kloster Steinfeld, die dazu führten, dass zwischen 1373 - 1426 der Kölner Erzbischof der Abtei Steinfeld die Leitung des Klosters Reichensteins entzog, geriet das Nonnenkloster im 15. Jahrhundert infolge kriegerischer Auseinandersetzungen und Zerstörungen (1470 wurde das Kloster von Jülichen Truppen in Brand gesetzt) immer mehr in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Hinzu kam außerdem ein Verfall der Klosterdisziplin.

IV Umwandlung in ein Männerkloster des Prämonstratenserordens 1487

Daraufhin wurde das Nonnenkloster 1484 durch den damaligen Steinfelder Abt Reiner Hundt aus Euskirchen aufgelöst und im Jahre 1487 in ein Männerkloster des gleichen Ordens umgewandelt, das der Abtei Steinfeld unterstellt blieb. Diese Umwandlung sollte sich bald als segensreich erweisen, denn den Mönchen gelang nicht nur die Abtragung aller Schulden, sondern bald auch die Vergrößerung des Klosterbesitzes durch den Erwerb neuer Güter. Hinzu kommt, dass die Prämonstratenserpatres auch in der kirchlichen Seelsorge des Monschauer Landes stark eingebunden wurden. Sie verwalteten über viele Jahrzehnte Pfarrstellen in Monschau, Konzen, Eicherscheid, Kalterherberg und später auch im selbständig gewordenen Höfen. Neben der Seelsorge betätigten sie sich vielfach auch als Förderer und Erbauer von Kirchen in der Umgebung. Jedoch ließ den nächste Katastrophe nicht lange auf sich warten: im Jahre 1543 wurde Kloster Reichenstein im Zuge des Geldrischen Erbfolgekrieges (zwischen dem Herzog Wilhelm von Jülich und dem deutschen Kaiser Karl V) durch brabantische Truppen unter Führung des Prinzen Renatus von Oranien, der den kaiserlichen Truppen von den Niederlanden aus zu Hilfe eilte, völlig zerstört, ebenso wie die Klosterhöfe Bredtbaum und Ruitzhof. Die Mönche konnten lediglich ihr nacktes Leben retten, das Kloster wurde niedergebrannt, wobei auch das gesamte Archiv verloren ging. Aber auch das gesamte Monschauer Land hatte unter den Kriegsfolgen arg gelitten, so wurde auch das Monschauer Schloß gestürmt und zerstört. Schließlich kam das Herzogtum Jülich nach dem Aussterben der Manneslinie zu Beginn des 17. Jahrhunderts an den Pfalzgrafen von Neuerburg und den Kurfürsten von Brandenburg, die das Herzogtum zunächst gemeinsam verwalteten. 1666 schließlich ging das Herzogtum Jülich ganz in die Hände des Pfalzgrafen über.

V Phase des Wiederaufbaus nach der Zerstörung 1543

Nach der Katastrophe von 1543 begann man 1553 mit dem Wiederaufbau des Klosters Reichenstein, vielfach unterbrochen in den kriegerischen Zeiten bis nach dem Ende des 30.jährigen Krieges. Im Jahre 1691 wurde unter dem Prior Wilhelm Jacobi wurde das heutige Prioratsgebäude begonnen, 1692 der Grundstein für eine neue Kirche gelegt. Belohnt wurde der erfolgreiche Aufbau des Klosters schließlich 1714 durch die Erhebung des Klosters zur Probstei. Diese sollte dann noch 88 Jahre bestehen bleiben bis zur Aufhebung des Klosters während der französischen Besetzung der Rheinlande durch Regierungsdekret vom 9. Juni 1802, das dem Wirken der Mönche nach fast 700 Jahren ein plötzliches Ende bereitete. Die letzten Mönche mussten das Kloster innerhalb von 10 Tagen verlassen. (1798 hatte das Kloster Reichenstein noch 27 Insassen, darunter 8 Pastoren, 1 Benefiziaten und 7 Kapellanen; von diesen residierten tatsächlich 11 im Kloster).

VI Säkularisierung ab 1802

Nach 1802 verpachtete der französische Staat das Kloster Reichenstein samt Ländereien zunächst an den Monschauer Tuchfabrikanten Bernhard Böcking, der von der Mosel stammte und in der Monschauer Tuchfabrik von Bernhard Georg Scheibler als Lehrling anfing. Später konnte Böcking den Besitz ersteigern und er richtete in Reichenstein eine Spinnerei und ein Schafzucht mit spanischen Merinoschafen ein. Später nach 1815 wurde er der erste preußische Landrat. Der Versuch, Merinoschafe in dem rauen Vennklima einzugewöhnen, misslang gründlich und schließlich konnte Böcking die fälligen Raten für den Klostererwerb nicht mehr aufbringen und musste Konkurs anmelden. Darauf beging er 1824 in Aachen Selbstmord, wobei er eine Witwe mit 10 unmündigen Kindern hinterließ. 1836 kaufte der Gutsbesitzer Jakob Ahren von der Witwe Böckings das ehemalige Klostergut neben dem Hof Bredtbaum und errichtete neben der Landwirtschaft dort eine Brennerei, eine Molkerei, die u.a. auch den bekannten Limburger Käse produzierte. Nach dem Tode der Witwe Sophia Ahren geb. Engels übernahm im Jahre 1901 deren Neffe Engels den Betrieb. In den Händen der Familie Engels verblieb das Gut Reichenstein bis zum Jahre 1971. Dann kaufte die Familie Dr. Handschuhmacher Gut Reichenstein mit etwa etwa 70ha Land und in den folgenden 35 Jahren wurden die viele Jahrzehnte als Scheune dienende Kirche und auch wesentliche Teile der Klosteranlage wiederhergestellt.

VII geplante Neugründung eines Benediktinerklosters ab 2008

Im Jahre 2008 kaufte schließlich der Verein St. Benedikt e.V. das Gut Reichenstein mit der Absicht, hier nach Durchführung zahlreicher Renovierungs - und Neubauarbeiten ein Benediktinerkloster für die Mönche aus des Klosters Notre Dame de Bellaigue in der Avergne (Frankreich) zu errichten. Dieses 2001 gegründete Benediktinerkloster hat z. Z. 39 Mönche, von denen 6 nach Fertigstellung der notwendigen Klostergebäude ins neue Kloster Reichenstein übersiedeln werden. Am kommenden Samstag, dem 22. August wird eine Delegation aus dem Kloster Bellaigue bei der festlichen Feier des Patroziniums der Reichensteiner Klosterkirche, das eigentlichen auf den heutigen Tag, dem Fest Maria Himmelfahrt, fällt, anwesend sein.

Nun noch einige Anmerkungen zum Gründungsdatum des Klosters Reichenstein:

Diese war lange Jahre bis ins 20. Jahrhundert hin umstritten, was nicht zuletzt daran lag, dass es keine schriftlichen Zeugnisse aus der Gründungszeit gab, vielleicht nicht zuletzt deswegen, weil das Klosterarchiv bei der Zerstörung Reichenstein im Jahre 1543 vernichtet worden war. Der damalige Prior Johannes Heep (1538 - 1564) hatte damals, um den Mangel zu heilen, die ihm bekannten Dinge und Besitzrechte des Klosters aus dem Gedächtnis rekonstruiert. Dieser Text ist später in ein im Jahre 1733 notariell beglaubigtes Lagerbuch, das vom derzeitigen Propst Mathias Lüttgen angefertigt worden ist, eingeflossen. Heep hatte sich darin u. a. auch zur Gründung des Klosters geäußert. Nach dieser Quelle muss Reichenstein im Jahre 1210 gegründet worden sein, was sich mit einer 2. Quelle, der des erzbischöflichen Rektors des Klosters Theodorius de Villace aus dem 15. Jahrhundert deckt, der 1205 als Gründungsdatum von Reichenstein angab.

Zuletzt hat der aus Kalterherberg stammende Pfarrer Josef Conrads in seinem Buch " Das Venndorf Kalterherberg mit dem Kloster Reichenstein", das 1938 erschienen ist, diese These wiederholt. Dabei konnte er nicht wissen, das am Ende des Jahres 1938 im Dezemberheft der Zeitschrift des Monschauer Geschichtsverein "Eremit am Hohen Venn" ein Artikel des damaligen Leiters des Monschauer Gymnasiums, Matthias Brixius, ein Artikel zur Gründungsgeschichte Reichenstein erschien, der das bisherige Gründungsdatum 1205/1210 ad absurdum führte. In diesem Artikel wies er an Hand eines Briefes aus der Briefsammlung des Steinfelder Propstes Ulrich (1153 - 1170) nach, dass die Klostergründung bereits in den Jahren 1130 - 1137 erfolgt sein muss.

Der Inhalt dieses Briefes ist im Band 18 der Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins auf S. 304 aus dem Jahre 1896 wie folgt zusammengefasst: Eustachius (Abt des Prämonstratenserklosters Arnstein)(1151-1159) hatte gelegentlich eines Streites in Richwinstein einem von dort geflohenem Bruder Udo Aufnahme gewährt. Ulrich von Steinfeld, dem das Kloster Richwinstein unterstand, billigte dies, schlug in dem Brief aber nun vor, den Mönch zurückzusenden, da die Streitigkeiten inzwischen beigelegt seien. Richwinstein ist unser Reichenstein, das als Doppelkloster mit Mönchen und Nonnen besetzt war, und welches unter dem Patronat von Steinfeld stand. Zitat des lateinischen Textes: " Fratres enim et sorores, qui ibi sunt, presentiam eius desiderant et necessesariam habent.

Das Problem der Datierung ist wahrscheinlich der Tatsache geschuldet, dass es in 11. und 12. Jahrhundert 4 limburgische Herrscher mit dem Vornamen Walram gegeben hat und 2 davon auch noch Ehefrauen mit dem Vornamen Jutta hatten, so dass es leicht zu einer Verwechslung kommen konnte. Leider stützten sich manche Lokalhistoriker immer noch als Quelle auf das Buch von Pfr. Josef Conrads und geben ungeprüft dessen Gründungsdatum 1210 für das Kloster Reichenstein an, obwohl spätestens seit einer Neuauflage dieses Buch in den 1990ziger Jahren das korrigierte Gründungsdatum 1130 - 1137 dort enthalten ist, zumindest in den Vorbemerkungen, die Elmar Neuß, der derzeitige Vorsitzende des Monschauer Geschichtsvereins, dort unter Bezug auf die neuere Quellenlage gemacht hatte.

18. August 2015

N. Jansen

Benutzte Quellen:

1. Conrads, Josef " Das Venndorf Kalterherberg mit dem Kloster Reichenstein", 1938

2. Brixius, M. " Die Anfänge des Prämonstratenserklosters Reichenstein" in EHV, Band 13, S. 161

3. Steinröx, Hans " Das Kloster Reichenstein - ein historischer Überblick" in ML Band 15, 1987, S. S. 53 ff

4. Roth, F. W. E. " Eine Briefsammlung des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jahrhundert" in ZAGV Band 18, S. 242 ff.

5. Neuß, Elmar "Beobachtungen zur Frühgeschichte des Klosters Reichenstein" in ML Band 9,1981 S. 72 ff

6. Gut Reichenstein aus "Monschau - Stadt - Dörfer - Landschaft" von Ernst Ohst(Zeichnungen)/ Rudolf Dieregsweiler(Texte), ohne Seitenangabe

Abbrennung des Klosters anno 1543 - von Joh. Heep Prior

Im Sept. 1542 entbrannte ein Streit zwischen Brabant und Herzog von Cleve und Geldern, weil Brabanter ins Jülicher Gebiet eingefallen waren, Schönforst u. Langerwehe verbrannt, Düren und Heinsberg eingenommen hatten. Zudem hatten die Brabanter Nideggen-Gangelt, Berchem nebst unserem Roitzheim bei Euskirchen verbrannt. Jener verderbliche u. mit Hartnäckigkeit ausgeführte Krieg dauerte ein ganzes Jahr. Unser ganzes Vaterland wurde von den Brabantern so verwüstet, dass es einem zerstörten Jerusalem ähnlich sah. Im darauffolgenden Sommer um Johanni verbrannten unsere benachbarten Feinde aus St. Vith unseren Hof auf dem Ruitz, Bredtbaum u. alle herumliegenden Gebäude.

Im selben Jahr kehrte ihr Anführer Uranius mit einem großen Heere zurück, zog vor die Stadt Monsaw, eroberte sie und tötete die meisten Einwohner u. Soldaten. Bei derselben Gelegenheit verbrannten sie auch u. zerstörten von Grund aus unsere Kirche u. alle übrigen auch die geringsten Gebäulichkeiten unseres Klosters Reichenstein, so dass nicht einmal das geringste Hüttchen uns übrig blieb, das nicht verwüstet worden wäre. Wir wurden sämtlich gezwungen, in Angst u. Elend aus Furcht vor den Feinden nach allen Seiten hinauszufliehen u. wegen Armut unsere Heimat auf lange Zeit zu verlassen. Nachdem nun der brabanter Feind nach 7 jähriger Belagerung Monsaw eingenommen hatte, zog er gegen Düren, da er merkte, dass die Kaiserlichen herannahten. Diese aber zogen ihm nach und der Feind floh aus der Stadt u. was er nicht hatte mitnehmen können, verzehrten die wütenden Flammen, die nur wenige Häuser u. das Franziskanerkloster schonten. Nach der Einnahme von Düren zogen die Kaiserl. gegen Jülich, welches sie fast verödet fanden, dann nach Ruhrmund und Vaals, woselbst die Einwohner dem Kaiser die Treue schwuren. Auf diese Weise demütigte Kaiser Karl V den Herzog von Cleve, der die wahre Religion verlassen hatte, u. zwang ihn, die kath. Religion in seinem ganzen Gebiet in ihre Rechte wieder einzusetzen.

Dieser Krieg war das Verderben des ganzen Landes, die Zerstörung und der Ruin unseres Klosters Reichenstein, welches wir als Herumirrende, zu Grunde Gerichtete, unserer Schriften beraubte Männer verlassen hatten müssen. Wir sind gezwungen, andere Weltgegenden aufzusuchen u. Gott der Herr weiss, wann es uns wieder gestattet ist, zurückzukehren, da das Haus in nächster Zukunft kaum wieder aufgebaut werden kann. Um nun diese Erbschaft der Kirche zu erhalten, will ich hier die zum Kloster gehörigen Güter u. Rechte aufzählen. [ No. I]

Bei der Gründung hatte Reichenstein keine anderen Nachbarn als Monsaw, wo nur wenige Leute um die Burg herum wohnten und gelegen in einer schauerlichen Einöde u. in einem unfruchtbaren Buchenhain, genoss es einen stillen Frieden u. eine lange Ruhe während einer langen Zeit u. harmlos diente es dem allmächtigen Schöpfer in schuldiger Weise. Nachgerade aber vermehrte sich die Bevölkerung: ein Haus wurde gebaut in Mützenich u. eine Herberge in Kalterherberg, von welches letzteres noch bis heute genannt wird Kalterherberg, allmählich aber zog es sich in die Länge, bis es ein Dorf wurde. Wie aber das Volk wuchs, so wuchs auch die Bosheit, so dass das Kloster durch die Böswilligkeit benachbarter Offiziale in seinen Rechten u. Besitzungen beschränkt wurde u. zuletzt durch die Unfruchtbarkeit des Bodens, Kriege u. Unbilden der Menschen zu einem solchen Grade der Armut herabsank, dass die Nonnen nicht länger existieren konnten.

Deshalb wurden im Jahre 1487 von dem Erzbischof Hermann IV zu Cöln (IV Landgraf von Hessen) an die Stelle der Schwestern Männer desselben Prämonstratenserordens hingeschickt, welche dann anfingen, das Kloster zu erneuern u. das ihm Geraubte wieder mit demselben zu vereinen. Aber da die Welt im Argen lag und die Häresien Kraft erlangten, konnten sie in weltlichen Dingen weniger ausrichten, obgleich sie in geistlichen Angelegenheiten viel Gutes stifteten u. nächst Gott und den Heiligen die einzige Ursache sind, dass der wahre Glaube in diesem Lande noch herrschend geblieben ist.

In weltlichen Sachen konnten sie aber kaum die vorgefundenen Besitzungen schützen. Zu bemerken ist hier noch, dass obgleich der Wald Breidscheid bis zum Nonnenbaum ehemals dem Kloster eigenthümlich zugehörte, wir jetzt nur noch das Recht der Holzung u. der Viehweide in denselben haben. Die Nachfolger müssen dahin wirken, dass wenn die ketzerischen Zeiten einmal vorüber sind, sie ihr Eigentum sich wieder verschaffen. Ferner ist zu bemerken, dass das Kloster aus bloßer Gunstbezeugung und Rücksicht der Nachbarschaft dem sich in die Länge ziehenden Dorf Kalterherberg zugestanden hat, auf der kleine Held und der Schweinskuhl sein Vieh zu hüten. Auf gleiche Weise verhält es sich mit dem Weg innerhalb des Ruitzsteges nach dem Stillerholz. Die Kalterherberger fangen übrigens an, ihre Grenzen weiter zu ziehen, deshalb muss ihnen später widerstanden werden u. sie müssen ermahnt werden, dass sie nicht den Gansenbroch, Schuttelwegh, Langengraben, Hargard überschreiten. Diesen Distrikt wird das Kloster unter seinigem Gebrauch freihalten, sowie es ihn tatsächlich als Eigentum besitzt u. innerhalb dieser Grenzen hat keiner außer dem Kloster etwas zu sagen.

Reichenstein anno Domini 1543 Joh Heep Prior